Inzwischen habe ich meinen Tauchradius ausgeweitet. Die Untiefen vor der Tauchbasis kenne ich inzwischen so gut, dass ich auch ohne Kompass wieder nach Hause finde. Ich weiss, wo die schönsten Anemonen und Hartkorallen sind, übe mit verschiedenen Lichttechniken, wechsle zwischen Blitz und Videolampen. Auch mit der Kamera komme ich gut zurecht, kann die dutzenden Knöpfe und Räder unter Wasser schon blind bedienen und verstelle je nach Bild die Empfindlichkeit, Blende und Belichtungszeit. Ausgedehnte Tauchtouren dauern bis zu 90 Minuten. Mit meiner Ausrüstung bin ich sehr zufrieden. Nur Trockentauch-Handschuhe stehen noch auf meiner Wunschliste.
Mit dem Sechs-Meter-Gummiboot sind wir einige Male auf die Schäreninseln vor Ballstad gefahren, mit dem kleinen Aussenborder nur zehn Minunten entfernt. Dort kann ich beliebig tief abtauchen, jedenfalls was die Limiten zulassen. Wenn Instruktor Daniel mit einem Tauchschüler seine Übungen abhält, suche ich im Kelp nach Lebewesen. Seesterne und Krabben hängen an den Felsen. Und Nacktschnecken kleben am Kelp. Zuerst nur als kleine helle Punkte auszumachen, entpuppen sie sich einige Zentimeter vor den Augen als faszinierende Lebewesen. Bei manchen Arten ist der Magen quasi nach aussen gekehrt und fängt mit seinen Verästelungen Nahrung ein. Der Atemapparat hängt wie ein Kronleuchter am Hinterteil. Die Farben leuchten unter dem Licht der Lampen intensiv auf. Meist bewege ich mich in einer Tiefe zwischen fünf und zehn Metern, bleibe oftmals minutenlang an einem Ort schweben. Sicher bin ich dabei auch schon von Kreaturen beobachtet worden, was für ein schwarzer Krake mit ausladenden Armen und sonnenhellen Lichtern da durch die Unterwasserlandschaft streift. Alles eine Frage der Perspektive.
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